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Traumatisierte Kinder besser verstehen

08.11.2022: Um Adoptiv- und Pflegeeltern in ihrer wichtigen, aber auch herausfordernden Rolle zu unterstützen, haben der Kreis Höxter und der SkF Warburg zu einem Fachtag eingeladen. Referent war Diplom-Psychologe Oliver Hardenberg aus Münster, Autor des Buches „Illustrierte Geschichten für Adoptiv- und Pflegekinder, Pflegeeltern und Fachkräften“.

Ausgehend von der Frage „Was ist das Richtige, das Verstehbare an dem, was ein Kind sagt oder tut?“ führte der Referent in das Thema ein. Dabei zeigte er Hintergründe traumatischer Bindungs- und Beziehungserfahrungen auf, die Kinder in ihre Adoptiv- und Pflegefamilien mitbringen. „Viele der Kinder konnten keine dialogische Mutter/Eltern-Kind-Beziehung aufbauen oder haben sogar Verwahrlosungen oder verbale und körperliche Misshandlungen erfahren. Oft weisen die leiblichen Eltern selbst unverarbeitete traumatische Kindheitserfahrungen auf“, so Hardenberg, der unter anderem ein Fachinstitut für Adoptiv -und Pflegefamilien führt.

Der Psychologe verdeutlichte, dass es traumatisierten Adoptiv- und Pflegekindern nicht allein helfe, heute positive und liebevolle Adoptiv- und Pflegeeltern zu haben, wenn sie in der frühen Kindheit negative Vorerfahrungen gemacht haben. „Erforderlich ist zusätzlich, dass Kinder ihre traumatischen Erfahrungen in der Beziehung mit Adoptiv- und Pflegeeltern übertragen. Erst daraus ergibt sich für die Kinder eine große Chance, die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten“, machte er deutlich.

Diana Kohaupt, Gertrud Flore und Diplom-Psychologe Oliver Hardenberg.
Freuten sich beim Fachtag darüber, Adoptiv- und Pflegeeltern in ihrer wichtigen Rolle zu stärken: (v.l.) die Leiterin der Sozialen Dienste des Kreises Höxter, Diana Kohaupt, die Geschäftsführerin des SkF Warburg, Gertrud Flore, sowie Referent und Diplom-Psychologe Oliver Hardenberg. Foto: Kreis Höxter

Wichtig sei deshalb, dass Adoptiv- und Pflegeeltern den „guten Grund“ im Verhalten ihrer Kinder verstehen können. Das Kind erlebe die neue Situation – etwa in der Pflegefamilie – durch die Brille seiner früheren Erfahrungen. 

Die Tipps des Referenten: sich vom Kind „an die Hand nehmen zu lassen“, auf Rollenspiele einlassen, sich für die Ängste des Kindes interessieren, ihnen Hilfen anbieten, mit ihren Ängsten und ihrer Wut umgehen zu lernen und über die Hilfestellungen hinaus dem Kind Struktur und Erziehung zukommen lassen.

Gertrud Flore, Geschäftsführerin des SkF Warburg, sowie die Leiterin der Sozialen Dienste des Kreises Höxter, Diana Kohaupt, bedankten sich zum Abschluss der Veranstaltung bei allen Adoptiv- und Pflegeeltern für ihre anspruchsvolle Arbeit und ihr erstklassiges Engagement. „Mit dem Fachtag möchten wir den Familien auch die Gelegenheit geben, sich untereinander auszutauschen. Die positiven Rückmeldungen zeigen deutlich, dass das für viele sehr wichtig ist“, zogen die Organisatoren ein zufriedenes Fazit.

Informationen zur Aufnahme eines Adoptiv- oder Pflegekindes gibt es beim Kreis Höxter unter der Telefonnummer 05271/965-3306 oder im Internet unter www.kreis-hoexter.de, beim Sozialdienst katholischer Frauen unter den Tel.: 05272/355203 oder 05641/7478280 oder im Internet unter www.skf-warburg.de.